Die Reise geht weiter !

Montag den 26. Juni 2023  Tag 1

Um fünf Uhr ist die eh recht kurze Nacht wieder zu Ende. Viel zu langes Abschiedsgrillen rächen sich nun. 4½ Stunden Schlaf sind eindeutig zu wenig. Egal, da muss ich durch. Um 6:00 Uhr möchte ich zum Lux-Airport aufbrechen. Der Abflug ist zwar erst um halb zehn, doch in Luxusburg geht während der Rush Hour die Post ab, besser gesagt da geht nix mehr. [Also doch Post] Von allen Seiten strömen die Pendler ins Land, die ungefähr 80% der arbeitenden Bevölkerung ausmachen. Einst gehörte ich auch dazu. Claudia, Katrin und ich schaffen es rechtzeitig den stetig wachsenden Verkehr über Schleichwege zu umschiffen und sind so rechtzeitig am Findel-Flugplatz. Kaum in der Halle bekomme ich eine Mail, dass der Abflug sich um 60 Minuten verzögert. Danke hierfür Luxair! Die verlorene Stunde füllen wir mit reichlich Kaffee auf. Dann begebe ich mich zum Sicherheitsbereich und zum Flugsteig. Pünktlich mit 60 minütiger Verspätung rollt die Turboprop-Maschine zur Startbahn. Der 2½ stündige Flug verläuft ziemlich ruhig, aber sehr laut. Ich sitze auf Höhe des linken Triebwerk und der Propeller macht einen Heidenlärm. In Oslo gelandet, schnappe ich mir meinen Bigbag und das Handgepäck, das aus fast 6 Kg Trockenfutter besteht und das ich als Depotpaket vorschicken möchte. Eigentlich wäre dies nicht nötig, da es auf meiner Tour genug bewirtschaftete und Selbstbediente Hütten gibt. Aber ich hatte das Zeugs noch vom letzten Jahr zu Hause rumliegen und warum sollte es da vergammeln? Am Busbahnhof erwische ich natürlich den falschen Expressbus in die Stadt. Dieser hält an jeder Ecke, Kreuzung und sonstigen Punkten und ist fast 2 Stunden unterwegs. Der richtige Express brauch nur 20 Minuten. Im DNT Shop  wo ich mir noch Gas und Waschutensilien besorgen will, frage ich die gute Dame, ob sie das mit dem Paket für mich erledigen könnte. Wäre das Päckchen nicht privater Natur, wäre es kein Problem dies zu versenden. Sie erklärt mir aber den Weg zur Post, die auch gar nicht weit entfernt ist. Aber mir läuft gerade die Zeit davon. Als ich fertig bin, ist es schon 15:50 Uhr und um 16:20 geht der Zug nach Finse. Nun aber dabba… Um 16:10 erreiche ich den Bahnhof und versuche mir gleich ein Ticket für die Bergenbahn zu ergattern. Aber der Fahrkartenautomat meldet nur, dass der Zug schon ausverkauft sei und die nächste Möglichkeit nach Finse zu kommen wäre erst morgen früh um halb sieben. Ich versuche es am Schalter mit einem menschlichen Ansprechpartner. Doch die menschliche Ansprechpartnerin erzählt mir das gleiche  was der Automat zuvor ausgespuckt hatte. Ziemlich resigniert, kaufte ich das Ticket für den anderen Morgen und  sah mich in Gedanken schon auf einer Bank am Bahnhof mit Zeitungen zugedeckt, die Nacht verbringen. Ich frage die Dame spaßeshalber ob’s zur Fahrkarte auch ein Hotelzimmer gibt. Da meinte sie augenzwinkernd, dass ich mich ja im Tag „vertun“ könnte und einfach einsteigen soll. Gute Idee denke ich, bedanke mich und eile zum Bahnsteig. Was für ein Service! Alle Achtung, die Bergenbahn! Zug und ich treffen gleichzeitig am Bahnsteig ein, steige in den Wagen mit meiner Reservierung ein und natürlich ist da schon besetzt. Ich schaffe es im Getümmel bis zum Ende des Wagons, wo noch 2 freie Plätze sind, verstaue den Rucksack im Gepäckfach und mache es mir auf beiden Sitzen bequem. Ich harrte der Dinge die da noch kommen. In meinem geistigen Auge sah ich mich schon einem uniformierten und diensteifrigem Beamten gegenüber, der mich als Schwarzfahrer entlarvt und mich in Handschellen dem SEK übergibt, die mich dann in einen dunklen Keller Keller zum Verhör schleppen und ich auf ewige Zeit verschwinden werde. Aber ich war ja in Norwegen und nicht in einem Zug der DB. Zu Tode erschreckt zucke ich zusammen, als der Schaffner der Königlichen Norwegischen Bahn mich aus meinen Träumen reißt und meine Fahrkarte verlangt. Ich gebe sie ihm, er studiert sie und meint, dass ja ein Platz für mich reserviert sei und er mich dahingeleten möchte. Da gestehe ich ihm, dass ich mich wohl im Datum geirrt habe und aus versehen schon heute in den Zug gestiegen bin. Er tippt dann eine Weile auf seinem Tablett rum, telefoniert mit dem SEK und ich frage kleinlaut ob es nun Ärger gibt. Er sagte nur: “ vieleicht?“ telefoniert nochmals und tippt nochmals auf dem Tablett herum. Dann sagte er: „Vielleicht auch nicht?“ Gab mir grinsend einen Ausdruck aus seinem anderen Gerät, der besagte, dass für mich ein neuer Sitzplatz reserviert war und genau da wo ich vorhin Platz genommen hab und das Datum der Bahnfahrt auch noch geändert wurde. Willkommen in Norge dachte ich nur. Jetzt weiß ich warum ich das Norwegische Volk so liebe. Mein nächster Gedanke war: „Sch…ich hab die Gaskartuschen vergessen zu kaufen.“ Egal, darum kümmere ich mich morgen, jetzt genieße ich erst mal die 4½ stündige Fahrt mit der schönsten Bahn Norwegens. Pünktlich erreicht der Zug Finse und 20 min später beziehe ich Quartier im selbstbedienten Teil der Hütte. Das Haupthaus ist noch geschlossen und die Vorbereitung zur Eröffnung in ein paar Tagen laufen auf Hochtouren. Dann ess ich noch schnell was und lausche dem Schnarchkonzert meines Bettnachbarn bis ich selbst in dieses Konzert aktiv mit einstimme. Gut’s Nächtle alle!