Das loslaufen morgens fällt mir immer schwerer, habe richtige Magenschmerzen und das Frühstück würge ich nur so runter. Depressive Stimmung macht sich breit. Der Körper rebelliert! Aber nützt ja nix und ich könnte hier bis zum Sankt Nimmerleinstag sitzen, wenn ich nicht gleich losgehe. Susanne und ich „frühstücken“ noch gemeinsam dann heißt es auch schon Abschied nehmen. Sie macht noch einen Ruhetag und geht wahrscheinlich eine andere Route. Um 8:15 mache ich mich auf den Weg. Einen km weiter komme ich an einer privaten Nobelherberge vorbei mit einem Outdoor-Whirlpool und sonst bietet diese Hütte so einigen Komfort, ist aber noch geschlossen doch die Arbeiten laufen auf Hochtouren. Weiter nach 500 m muss ich einen kleinen Fluss überqueren und entdecke sogleich die Sommerbrücke, aber leider noch nicht aufgebaut. Doch zum Glück sind die Stege nicht weggeräumt worden sondern liegen übereinandergelagert und festgezurrt auf dem ersten Pfeiler auf. Der halbe Fluss ist sozusagen über die Stege zu überwinden. Ich klettere hoch, hangel mich halbwegs sicher bis zur Mitte, klettere auf das Fundament des Pfeilers herab und kann über Steine springend das Ufer erreichen. Keine leichte Angelegenheit mit dem Rucksack auf dem Rücken. Anders als gestern komme ich trockenen Fußes rüber. Gestern traf ich an einen breiteren Fluss ohne Brücke und über nasse Felsen zu klettern schien mir zu riskannt. Ich zog meine Schuhe aus, die Sandalen an und watete im eiskalten Wasser knietief durch die Strömung. War sehr sehr erfrischend gewesen. Der Weg heute wird ziemlich anstrengend. Es geht gleich von 1100 m rauf auf 1350 rauf. Da die Steigung aber auf 10 km Weg verteilt, ist es eigentlich ganz easy. Auch der Pfad ist gut begehbar, kaum Fels und Sumpf, brauche aber trotzdem für die 22 Kilometer gute 10 Std. Oben auf 1300 m wird es kühl und windig, ich ziehe mir Jacke und Hanschuhe an. Nach 15 km erreiche ich das Geitvassdalen. An einem reißenden Fluss ist eine Hängeseilbrücke gespannt. Ich kann sie von weitem schon sehen und sage mir, da freu ich mich schon drauf. Als ich die Brücke erreiche, war meine Freude schon nicht mehr so groß. Sie schaukelte ziemlich bedenklich im Wind und wenn starke Böen sie erwischten hüpfte sie leicht auf und ab. Denke mir, dass die Brücke mich nicht abwerfen kann, denn dazu bin ich nicht leicht genug und die Schrankwand bringt ja noch zusätzlich Gewicht rein. Eigentlich wollte ich filmen wie ich da drüber gehe, lass es aber bleiben, weil ich beide Hände zum festhalten brauche. Ich weiß nicht wie hoch die Brücke den Fluss überspannt, aber für meine Verhältnisse zu hoch. Ich versuche schnellen Schrittes drüber zu kommen, was sich als sehr ungünstig erweist. Durch die schnellen und gleichmäßigen Schritte fing die Brücke an sich hochzuschaukeln und der starke Seitenwind gab mir dann ganz den Rest. Musste stehenbleiben und warten bis die Schwingungen weniger wurden. Kurz überkam mich ein Gefühl von Seekrankheit. Nach gefühlten Stunden erreichte ich das sichere Ufer. In wirklichkeit waren es keine 3 Minuten die ich brauchte um auf die andere Seite zu kommen.
Die letzten 7 km gingen eigentlich ganz locker, kam aber doch ziemlich erschöpft und müde in der Rauhellerenhütte an. Es waren zwei Norwegerinnen anwesend eine etwas ältere und eine jüngere. Erst dachte ich es sei Mutter und Tochter, waren sie aber nicht. Die ältere löcherte mich auf englisch mit Fragen und hörte nicht auf zu reden und fragen. Aber wenn ich total geplättet und müde bin dann funktioniert mein ohnehin spärliches englisch einfach nicht mehr. Ich entschuldige mich für mein schweigendes verhalten und sage ihnen, dass ich mich krank fühle. Eine Vorratskammer gibt es nicht, nur ein Schrank mit wenigen Konserven mit Labskaus🤢🤢 Nudeln und diverse Tütensuppen. Ich entscheide mich für eine halbe Packung Spaghetti und eine Tüte Jägersuppe die ich als Soße nehme. Kaum hab ich die Hälfte gegessen macht sich mein Magen wieder bemerkbar und ich verziehe mich sogleich in mein Bett. Nehm aber vorsichtshalber den Putzeimer mit ins Zimmer und schlafe sogleich ein.



























….ich bewundere dein Durchhaltevermögen 👍👍👍freu mich auf jeden neuen Eintrag von dir…Christine, das „Taxi“ in Hirtshals zur Fähre🤣🤣
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