Heute ist Mittsommer in Norwegen und wird in Städten und Ortschaften meist gefeiert. Doch davon kriegen wir im Fjell nichts mit, außer dass zu diesem Zeitpunkt die meisten Hütten die Sommersaison beginnen und ihre Pforten öffnen. Ich bin schon früh wach, packe meine Sachen zusammen, räume die Hütte auf, mache sauber und mache mich dann auf den Weg. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Kein Wind und es sollen 21° warm werden. Schon fast zu warm zum wandern. Unten bei den Arbeiter regt sich auch schon was. Ich fülle mir im Waschhaus meine Trinkblase, verstaue sie im Rucksack und bemerke wie mich einer der Leute fotografiert. Er kommt dann auch sogleich auf mich zu und erklärt mir, dass er Reporter sei und für das bevorstehende Jubiläum der Hütte eine Reportage macht. Die Hütte feiert demnächst ihr hundertjähriges Bestehen und ich hätte gute Chancen auf die Titelseite der Jubiläumszeitschrift der Rauhellerenhütte zu gelangen. Er fragt ob ich über Heinseter nach Geilo gehen will und sagt mir, dass die Heinhütte noch geschlossen sei, aber die nächste, die Tuva Turisthytta vielleicht schon geöffnet hat. Der Weg lässt sich heute gut gehen. Auf den ersten fünf Kilometern führt er mich am Djupafluss entlang und es ist seit langem das erste mal dass der Fluss die selbe Laufrichtung hat wie ich. Es geht also zum größten Teil bergab, die Pfade lassen sich fast wie ein Feldweg laufen. Kaum Geäst und Fels die das Laufen erschweren behindern mich heute. Nachdem ich nach 5 Kilometer den Fluss verlasse, geht es kurz 100 Höhenmeter hinauf um gleich wieder runter zu gehen. Gegen 14 Uhr erreich ich die Hein Hütte und ist wie erwartet noch geschlossen. Es ist niemand anwesend der auf eine baldige Öffnung schließen lässt. Die Hütte ist Privat und hat somit auch keinen unbedienten Teil wie bei den DNT-Hütten, wo ich mit dem Schlüssel reinkomme. Ich schaue mich auf dem Gelände um und finde in der Mitte der Gebäude eine ebene Stelle wo ich mein Zelt aufbauen kann. Dies ist zwar nicht erlaubt, aber es ist auch keiner da, der mich verjagen könnte. Im Windschatten eines der Gebäude bereite ich mir mein Essen zu. Als Tisch dient mir hierfür ein Stapel Europaletten. Es gibt Pasta Napoli aus der Tüte. Heißes Wasser drauf, 20 min ziehen lassen und genießen. Ich beschließe mit dem Zeltaufbau noch etwas zu warten. Für den Fall, dass doch noch jemand auftaucht. Gegen 19 uhr stelle ich es auf dem Stückchen Wiese auf und ich bin kaum fertig, stehen plötzlich eine Frau und ein Mann mit leichten Tagesrucksäcken vor mir ohne dass ich ihr kommen bemerkt hätte. Ich hab mich fast zu Tode erschrocken und stammele ein Hallo hervor. Aber die beiden sind nur Tageswanderer die vor 4 Std von ihrem Standort irgendwo aufgebrochen sind und gehofft hatten dass die Hütte offen sei und sich insgeheim auf ein Eis gefreut haben. Die beiden kommen aus Sachsen und machen mit ihrem VW Transporter, den sie als Basis benutzen Wanderurlaub. Sie fragen wie ich denn hierher gekommen sei und wieso ich in einem Zelt übernachte. Für sie war es unvorstellbar, dass man die Hardangervidda zu Fuß durchqueren kann. Als sie dann weg waren, gab es eine Portion braunen Labskaus zum Abendessen und ich verzog mich ins Zeltinnere. Bin trotz des auffrischenden Windes gleich eingeschlafen und nichts und niemand störte meine Nachtruhe.















